IHSK  

Das Institut


  Das Institut für hermeneutische Sozial- und Kulturforschung (IHSK) ist am 10. November 2001 in Frankfurt am Main gegründet worden.

Das Institut ist eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung, deren Zweck es ist, die fallrekonstruktiv, mit den Methoden der Objektiven Hermeneutik verfahrende Forschung in allen ihren Anwendungsfeldern weiter auszubauen und auf ihrer Grundlage eine klinisch-soziologische Praxis sowie Aus- und Weiterbildung von Sozioanalytikern zu etablieren. Den fallrekonstruktiven Ansatz versteht es zugleich als eine natürliche Einheit von angewandter und Grundlagenforschung.

Im Kern seines Selbstverständnisses und als Ausgangspunkt seiner Arbeit beruft sich das Institut auf die Einheit der Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften als Erfahrungswissenschaften von der sinnstrukturierten Welt. Diese Einheit wird konstitutionstheoretisch gestiftet in den Kategorien von objektivem Sinn, regelgeleitetem Handeln und der Autonomie der Lebenspraxis und methodologisch verwirklicht in den rekonstruktionslogischen Verfahren der Objektiven Hermeneutik. Diesem disziplinenübergreifenden Selbstverständnis entspricht die transdisziplinäre Arbeitsweise des Instituts und eine Forschungshaltung, in der Methode und Gegenstand sich nicht voneinander ablösen lassen. Der Methodologie der Objektiven Hermeneutik korrespondiert in der Forschungspraxis eine Kunstlehre, in der die allgemeingültige Methodik je fall- und gegenstandsspezifisch dem Geiste nach ausgeformt wird, statt mechanisch appliziert zu werden. Die quantifizierenden Verfahren der empirischen Sozialforschung lassen sich als nützliche frequenzanalytische Einschätzungen an die Befunde der Fallrekonstruktionen anschließen, die als solche auf die Erkenntnis grundlegender Strukturtypen gerichtet sind. Insofern gelten im Selbstverständnis des Instituts die "qualitativen" bzw. "interpretativen" rekonstruktionslogisch erschließenden Verfahren nicht als explorative Vorstufen einer am Ende quantifizierend prozedierenden Sozialforschung, sondern umgekehrt als deren Grundlegung.

Die Dienstleistungen in den Bereichen von Forschung, Beratung sowie Aus- und Weiterbildung gründen sich in diesem Verständnis auf eine methodisch-disziplinierte, auf Überprüfbarkeit gerichtete, fallibilistische Fallrekonstruktion, die die Struktur eines konkreten Falles in ihrer aktuellen Reproduktion und dessen Bildungsprozeß als Strukturtransformation zu erschließen trachtet - bis hin zu dem Ziel, die Fallstruktur verallgemeinernd in ihrer Strukturgesetzlichkeit zu explizieren. Unter einem Fall wird hierbei eine je konkrete Praxis verstanden, sei es die eines Individuums, einer Vergemeinschaftung (Familie, Nationalstaat etc.), einer Organisation oder einer sonstigen kollektiven Sozialform. Die Fallrekonstruktion nimmt ihren Ausgang vom empirischen Material in Form jeglicher Ausdrucksgestalten, in denen sich die Fallstruktur verkörpert, schließt diese sequenzanalytisch auf und gelangt auf dieser Grundlage zur Diagnose, zur Indikation und zur Modellbildung. Diese Ergebnisse bilden den Ausgang für die Interventionspraxis der Sozioanalyse, deren Verlauf ihrerseits mit denselben Methoden evaluiert wird. Die Methodik der Fallrekonstruktion und die Praxis der Intervention werden so handlungslogisch in eine praktische Einheit der Sozioanalyse gebracht und dennoch als Komponenten analytisch klar auseinandergehalten.

Das Institut ist bestrebt, Drittmittel für Forschungsprojekte einzuwerben und finanziert sich im Rahmen von Auftragsforschung, klientenorientierter Beratung und anderen Dienstleistungen durch Honorare auf der Basis von festen Sätzen. In Zusammenhang damit möchte das Institut langfristig eine postgraduierte Ausbildung zum Sozioanalytiker anbieten. Zu den angebotenen Dienstleistungen gehören Weiterbildungskurse für Berufe, in deren Praxis die Verfahren der Objektiven Hermeneutik und die Praktiken der Sozioanalyse von Nutzen sind, sowie der Studiengang Objektive Hermeneutik.

Das Institut wird von einem Verein getragen. Zum Vorstand gehören: PD Dr. Andreas Franzmann (Institut für pädagogische Diagnostik, Siegburg), Prof. Dr. Roland Becker-Lenz (FH Nordwestschweiz, Schweiz), PD Dr. Axel Jansen (Deutsches Historisches Institut Washington) und Katharina Worch, M.A. (Frankfurt).

Prof. em. Dr. Ulrich Oevermann war Gründungsmitglied des Instituts und bis zu seinem Tod im Oktober 2021 Vorsitzender des Vorstands.


Seite aktualisiert am 02.11.2021 15:41

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Literaturhinweis

Becker-Lenz / Franzmann / Jansen / Jung, Die Methodenschule der Objektiven Hermeneutik: Eine Bestandsaufnahme (Springer Verlag). Inkl. Abschiedsvorlesung von Ulrich Oevermann. > Link


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